Neue Medizin im Übernahme-Fieber

Schon länger ist es eine Binsenweisheit, dass die deutsche Gesundheitsbranche vermehrt zum Spielfeld spekulativer Übernahmen wird (sieh auch unsere Meldung hier. Mit Gesundheitsbranche ist hier nicht die pharmazeutische Industrie gemeint, sondern ganz klassisch Unternehmen mit unmittelbarem Patientenkontakt – diese galten bisher als unbequemes, überreguliertes und letztlich unattraktives Umfeld für Investitionen. Zwei Beispiele aus letzter Zeit bestätigen aber nun, dass die Grenzen zwischen online/offline sowie eHealth und herkömmlicher Patientenversorgung für neue Unternehmen keine Rolle mehr zu spielen scheinen.
Zum einen übernahm das Berliner e-Health-Startup MediDate seinen Konkurrenten Medical One aus München. Damit „vollendet es den Wandel vom digitalen Vermittler zum Premiumanbieter medizinischer Leistungen im Bereich der plastisch-ästhetischen Chirurgie.“ (so der PR-Text) MediDate organisiert und digitalisiert den gesamten Operationsprozess in der plastisch-ästhetischen Chirurgie – mit Ausnahme des chirurgischen Eingriffs selbst und entlastet damit Leistungserbringer und Patienten.

Nach dem virtuellen besteht nun über Medical One – deutschlandweit 24 Standorten mit ca. 10.000 Behandlungen/a – Zugriff auf die ganze Wertschöpfungskette.
Über Geld wird natürlich offiziell nicht gesprochen, finanziert hat den Deal Earlybird Venture Capital.
Zum zweiten konsolidiert sich der Markt für Buchungsplattformen:
Doctolib übernimmt MonDocteur, damit entsteht nach eigenen Aussagen „ein europäischer eHealth-Champion“ mit insgesamt 55.000 angeschlossenen Ärzten und 20 Millionen Website- und Mobile-App-Besuchen pro Monat. Beide Unternehmen starteten ursprünglich in Frankreich. Als unmittelbare Folge soll das deutsche Team um immerhin 200 Mitarbeiter aufgestockt werden.

Wie immer, ist jede Aussage zu den Erfolgsaussichten der neuen Unternehmen reine Spekulation. Ganz sicher ist aber, dass es nicht um die letzten Meldungen dieser Art handelt.

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