Monat: Dezember 2009

Social communities verboten?

Der Hype um Web2.0 beeinträchtigt die medizinische Schweigepflicht, wie eine Studie des Teams um Katherine Chretien vom VA Medical Center www.washingtondc.va.gov bewies. Bei www.facebook.com und Co. finden sich eine nicht geringe Menge von Einträgen, die genügend medizinische Details enthalten, um den entsprechenden Patienten eindeutig zu identifizieren. Außerdem stellten die Mediziner Obszönitäten oder diskriminierende Statements auch intimen Inhalts über diese Personen ins Netz, Fotos von Betrunkenen oder unter Drogeneinfluss stehenden. Das Abstract der Studie beim Journal of the American Medical Association (JAMA)
Umgekehrt sollen Ärzte nicht zu viel über sich selbst im Netz preisgeben. Besonders gefährlich sind nach einer Untersuchung aus England der Medical Defence Union (MDU), eine Organisation, die Ärzte bei Straf- und Zivilprozessen vertritt, so genannte Flirtseiten, aber auch das bereits erwähnte Facebook. Eine Ärztin bekam penetrant Lilien und Reiseführer zugestellt von einem Patienten, der unbedingt mit ihr ausgehen wollte – sie hatte ihre Vorlieben öffentlich gemacht. Während diese Sache glimpflich ausging, berichtet MDU aber auch über handfeste Übergriffe, wenn “Verehrer” dem Objekt ihrer Begierde z.B. beim Lieblingslokal auflauern, dessen Name öffentlich war. Die Quellen bei JAMA und MDU auf der Homepage mit der Suche nach “facebook”

Zwei Links

Zwei sehenswerte Links aus den USA: Die “New Online Health Encyclopedia” enthält das gesammelte Wissen aus mehr als 570 Büchern von 400 Autoren zum Thema Naturmedizin. Dabei sind die Themen nicht so eng gewählt, wie der deutsche Begriff “Naturheilwesen” annehmen lässt.
Auch eines Blickes wert sind die Kommentare, Hintergrundberichte und Interviews mit Experten auf bigthink. Der Einstieg geschieht über die Rubrik topics. Es finden sich auch Statements aus den Forschungsabteilungen großer Pharmaunternehmen.

Kurz im Ticker

Man kennt Sprüche wie “Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe”, aber manchmal kann ein Blick auf harte Daten doch nicht schaden. Eine sicherlich seriöse und dazu kostenfreie Quelle ist das Statistische Bundesamt. Explizit für die Onlinerecherche von Gesundheitsdaten www.gbe-bund.de wurde die Suchmaske und die Benutzerführung vereinfacht und erweitert. Besonders angenehm ist die Möglichkeit, selbst am Bildschirm in Echtzeit gefällige Tabellen mit den gewünschten Daten zu generieren.

Kurz im Ticker

Immer wieder interessant sind die Daten der “Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern” IVW. Aussagekräftigster Wert dürfte die Zahl der Pagevisits sein, dort ergibt sich für den aktuell vorliegenden Monat Oktober 2009 folgendes Bild: Spitzenreiter überhaupt ist T-Online mit 407.171.917 (entspricht rechnerisch 912 Visits je Minute).
Erstes Gesundheitsportal ist www.netdoktor.de mit 3.601.324 (81 je Minute), knapp vor z.B. dem Angebot der www.taz.de (3.426.882). Weitere Portale ohne Anspruch der Vollständigkeit:
www.onmeda.de mit 2.911.216, www.paradisi.de mit 1.792.352, www.apotheken-umschau.de 1.663.258 und www.Qualimedic.de 1.443.402. Unter einer Millionen liegen www.lifeline.de 955.011, www.gesundheit.de 774.078 und weitere. Alle Angaben sind einsehbar unter www.ivwonline.de

Pleite mit zaehlbarer Begruendung

Die Deutsche Gesundheitsfernsehen GmbH hat bereits im Juli dieses Jahres Insolvenz angemeldet. Bedauerlich, aber in diesen Zeiten nicht ungewöhnlich. Durchaus bemerkenswert aber die Begründung, mit der der Anwalt des mehrheitlichen Gesellschafters Avantaxx, Wolfram Dabow, im Hamburger Abendblatt zitiert wird: Geschäftsführer Gerhard Berger (Minderheitsgesellschafter, die Red.) “habe auf Zahlung seines Geschäftsführer-Gehalts bestanden.” Na sowas aber auch. Nach der gleichen Quelle hat das DGF die Avantaxx etwa acht Millionen Euro gekostet. Leider stand nicht dabei, welchen Anteil an dieser Summe das Gehalt Bergers ausmacht.
Avantaxx kam Mitte dieses Jahres in Schwierigkeiten und wurde de facto wohl abgewickelt, eine weitere Beteiligung bestand in der Agentur Springer & Jacoby Die Homepage www.avantaxx.de zeigt nur noch das Impressum, die des DGF steht noch, die letzten Gesundheitsnews sind dort von Ende Juni 2009.

Test testet nicht nur Gesundheitsportale

Die Zeitschrift Test ist dafür bekannt geworden, dass sie die meisten ihrer Ergebnisse zwar auch online bereit hält, aber – und das ist eine absolute Ausnahme – schon seit jeher nur gegen Bares. Aber natürlich gibt es hier auch freie Angebote, so z.B. zu Gesundheitsportalen. Da konnten von den zwölf getesteten nur drei mit “Gut” abschließen: www.GesundheitPro.de des Wort & Bild Verlages, www.vitanet.de der privaten Vitagroup und www.netdoktor.de der Holtzbrinck-Gruppe. Wie immer bleiben Fragen: warum wurden z.B. www.medizin.de oder www.medizinfo.de nicht bewertet, letzteres aber im Text mehrmals erwähnt? Dennoch ein geeigneter Überblick, ebenso die anderen Testergebnisse.