Monat: März 2011

Patientenportal wie Facebook?

Einen neuen Weg der Vernetzung will ein Team der Berliner Charité gehen. Vor allem neurologische Patienten und die sie betreuenden Pfleger und Ärzte sollen die bisher zum Nachteil der Kranken bestehenden (und teuren: diverse Fachgruppen, Rollstuhl etc.) Koordinationsprobleme vermeiden.
Bis zum im Spiegel beschriebenen „Facebook für Patienten“ ist es aber noch eine gute Strecke hin: der Online-Auftritt des Portals ambulanzpartner.de ist bisher noch nicht ausgereift und auf den ersten Blick verwirrend, die kommunikativen Elemente à la Facebook (noch) nicht implementiert. Störend auch die sehr langen und ermüdenden Texte.
Aber auch hier gilt, Kritisieren von außen ist leicht. Die Vielzahl von Projekt-Arbeitsstunden ist vorbehaltlos anzuerkennen – und ein sinnvoller Anfang ist gemacht.

Geld und (zu dicke) Kinder – aber sicher?

Ein (fast) perfekter Marketing-Medien-Hype gelang dem Bayreuther IT-Unternehmen Business Systemhaus AG anlässlich der jüngst abgelaufenen CeBit. Angesichts von erstaunlichen ca. 1,5 Millionen übergewichtigen Jugendlichen allein in Deutschland initiiert Kinderarzt Dr. Gerald Hofner das Projekt SynX.
Hierbei spielen die betroffenen Jugendlichen eigenverantwortlich unterschiedliche Varianten ihres Tages- und Lebensablaufes durch; ein „Credit-Points-System“ und eine Zielvereinbarung sollen zum Abnehmen bewegen. Mittels regelmäßiger Zwischenstände werden die Kinderärzte eingebunden, mit Einverständnis des Kindes dürfen auch die Eltern mitwissen.
So löblich das Projekt an sich auch ist, ein fader Nachgeschmack bleibt: AOK und Bayerische Landesregierung fördern SynX, letztere mit kolportierten 55.000 Euro. Einen erheblichen Teil dürfte auf das Systemhaus entfallen, das damit das gerade für das sensible Gesundheitswesen sehr umstrittene (Datenschutz, -hoheit? siehe z.B. hier) Cloud-Projekt Azure des Multimilliarden-Unternehmens Microsoft nach vorne bringen will.
Noch ein Bemerkung zur Domain des Projektes www.projekt-synx.de, die – aus welchen Gründen auch immer – in den erwähnten Pressemitteilungen nur selten genannt wird: Ein Spaßvogel stellte die ziemlich sinnfreie Homepage
synx.hat-gar-keine-homepage.de/ online, ein Hamburger IT-Unternehmer hat sich schon vor Jahren synx.de gesichert (ist aber nicht konnektiert). Da hätte die PR-Maschine von Microsoft & Co. vielleicht vorher recherchieren sollen.

Termin online war gestern, doch Praxis-Apps fehlen noch

Länger als etwa 15 Minuten möchten Patienten beim Arzt nicht warten, wenn sie einen entsprechenden Termin ausgemacht haben. Dieser Punkt steht bekanntermaßen auf jedem Wunsch- und Beschwerdezettel in den Praxen dieser Republik. Noch werden die Möglichkeiten der Online-Terminvergabe nur von höchstens jeder siebten Praxis überhaupt angeboten (Beispiele: hier oder hier), immerhin drei Vierteln der Niedergelassenen ist diese Option zumindest geläufig – so ein Ergebnis der Stiftung Gesundheit.
Dabei scheint mir der nächste (oder übernächste Schritt) des Praxismarketings bereits jetzt überfällig: das maßgeschneiderte Praxis-App für das Smartphone: Praxis Dr. Müllerschmidt präsentiert ihre Leistungen jederzeit abrufbar und die Terminvergabe gibts gleich dazu. Eigentlich erstaunlich, dass sich dieses Themas noch niemand so richtig angenommen hat. Und auch, dass sich die Pharmaindustrie als Sponsor einer solchen Präsentation nicht engagiert – aber das kommt vielleicht noch.