Online-Inkompetenz lässt Apotheker taumeln

In der ersten Woche dieses Jahres war ausnahmsweise mal nicht die »digitale Inkompetenz« der Ärzte und Krankenhäuser Zukunftsthema Nr. 1 in der Gesundheitsbranche. Aber so ähnlich: die Inkompetenz der Apotheker. Doch halt, das ist natürlich polemisch formuliert. Was ist passiert? Die Münchener Mutterfirma des »größten Rezeptabrechners Europas« NOVENTI Health SE, der gleichzeitig ein marktführender Anbieter von »Abrechnung, Warenwirtschaft und Branchensoftware« ist, musste zerknirscht eine desaströse Meldung herausgeben.

Kahlschlag

Kahlschlag

Ein Fünftel der Belegschaft, das sind ca. 460 von 2.300, muss gehen. Und hier sind nicht übernommene Auszubildende, befristet angestellte und sich in der Probezeit befindliche Mitarbeiter noch gar nicht eingerechnet. Das ist ein einmaliger Kahlschlag im bundesdeutschen Gesundheitswesen (siehe hier)

Die Darstellung der Verantwortlichen liest sich wie ein Katalog des Grauens und zwischen den Zeilen des eigenen Versagens. »Es darf keine Allein-Entscheidungen mehr geben«,

»das Vertrauen der Banken musste erst wieder erarbeitet werden« heißt es da. Die Führungsebene soll von 22 auf 11 Personen abgeschmolzen sowie von fünf Warenwirtschaftssystemen (ein unverzichtbares Hilfsmittel für Apotheken) drei verkauft werden (wenn es einen Käufer gibt). Insgesamt muss der Außenstehende den Eindruck gewinnen, dass jahrelang auf höchster Ebene dilettantisch das Managen nur gespielt wurde. Besonders pikant auch die Rolle der Apotheker(innen) selbst: das taumelnde Firmenkonglomerat gehört zu 100% den angeschlossenen selbständigen Apotheken. Die von diesen gestellten Aufsichtsgremien haben sich einlullen lassen und/oder den notwendigen Durchblick schon längst verloren.
Das Desaster kommt zur Unzeit: die Zahl der Apotheken nimmt langsam aber sicher weiter ab, das elektronische Rezept wird sich nicht mehr aufhalten lassen und andere digitale Baustellen rütteln das Gesundheitswesen auf allen Ebenen kräftig durch. Wenn die niedergelassenen Apotheken hier keine durchschlagkräftige Softwareanbieter an ihrer Seite haben, kann das eigentlich nur für alle, auch Nicht-Apotheker!, nichts Gutes bedeuten.

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