SnomedCT et al. – Verwirrung

Schon mal was von „SnomedCT“ gehört? „Was bitte?“- werden die allermeisten, auch aus der Gesundheitsbranche, zurückfragen. Und auf den Tipp hin, das habe mit medizinischer Terminologie zu tun, erstaunt antworten: „Ja, der ICD sagt mir was, aber?“ Nun, etwas vereinfacht, der ICD als Diagnosekatalog verschlagwortet bzw. ordnet bekanntermaßen einzelne, man ahnt es, Diagnosen bestimmten Ziffern zu. So steht „K40.01“ für eine doppelseitige, rezidivierende Hernia inguinalis (vulgo Leistenbruch) mit Einklemmung und ohne Gangrän.
Diese „Wort-für-Wort“-Kodierung deckt allerdings nicht die Sinnzusammenhänge ab, z.B. in Arztbriefen; so kann „HWI“ gleichermaßen für einen Harnwegsinfekt oder ein Hinterwandinfarkt stehen. Einer automatischen Extrahierung bzw. Erkennung und Austauschbarkeit stehen solcherlei Stolpersteine natürlich im Wege – und genau diese Hürde zu nehmen ist das Ziel von SnomedCT (Systematisierte Nomenklatur der Medizin – Clinical Terms). Mehr Infos hier.

SnomedCT wird seit mehr als 15 Jahren international eingesetzt, der deutsche Sprachraum hinkt allerdings bisher deutlich hinterher. Ein Grund dafür mag auch ein für Außenstehende wenig verständlicher Rechtsstreit sein: Eine bereits vor fast 40(!) Jahren

in kleinen Auszügen erfolgte Übersetzung durch einen im Jahre 1988 verstorbenen Fachdozenten, die allerdings keinen Weg in die Routine fand, verzögert oder verzögerte weitere Anstrengungen, da Urheberrechtsstreitigkeiten drohten. Infos dazu auch hier.

Inzwischen scheint es aber vorwärts zu gehen – gleich mehrere Initiativen sind nun mit einer neuen Lizenz am Werk.
Und hier beginnt die nächste Stufe der Verwirrung: Ein BLick in die Infos der damit befassten Organisationen, z.B. die KBV oder die Initiative Medizininformatik bringt weitere Kataloge bzw. Kategorisierungsschemata ins Spiel: neben SnomedCT sind das unter anderen „FHIR“ oder „MIOs“. Wer blickt denn da noch durch?
Wenn man täglich liest, wie niedergelasse Praxen und Kliniken an der Patientenversorgungsfront bereits heute die Nase voll von jedweder Digitalisierung und noch mehr IT-Overhead (und Kosten) zu haben scheinen, muss man schon fragen dürfen, ob die hunderte Millionen Euro hier sinnvoll angelegt sind.

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