Online-Inkompetenz lässt Apotheker taumeln

In der ersten Woche dieses Jahres war ausnahmsweise mal nicht die »digitale Inkompetenz« der Ärzte und Krankenhäuser Zukunftsthema Nr. 1 in der Gesundheitsbranche. Aber so ähnlich: die Inkompetenz der Apotheker. Doch halt, das ist natürlich polemisch formuliert. Was ist passiert? Die Münchener Mutterfirma des »größten Rezeptabrechners Europas« NOVENTI Health SE, der gleichzeitig ein marktführender Anbieter von »Abrechnung, Warenwirtschaft und Branchensoftware« ist, musste zerknirscht eine desaströse Meldung herausgeben.

Kahlschlag

Kahlschlag

Ein Fünftel der Belegschaft, das sind ca. 460 von 2.300, muss gehen. Und hier sind nicht übernommene Auszubildende, befristet angestellte und sich in der Probezeit befindliche Mitarbeiter noch gar nicht eingerechnet. Das ist ein einmaliger Kahlschlag im bundesdeutschen Gesundheitswesen (siehe hier)

Die Darstellung der Verantwortlichen liest sich wie ein Katalog des Grauens und zwischen den Zeilen des eigenen Versagens. »Es darf keine Allein-Entscheidungen mehr geben«,

Es wird kalt – manche medizinische Startups überleben die Krise nicht

Die Zinsen steigen, die Inflation sowieso, die Stimmung steht auf Krise. Während bis Anfang dieses Jahres bei Investoren das Geld so locker saß, dass man glaubte, jede noch so abwegige Idee wird mit Millionen unterstützt, weht jetzt ein anderer Wind. Dem früheren Motto »Hau weg das Geld« folgte nun die Devise: »Erstmal abwarten – ich geb nichts (mehr)«. Das bekommen Start-Ups aller Branchen zu spüren. In den Schlagzeilen z.B. der schwedische auch in Deutschland tätige Finanzdiesntleister Klarna, der nach jahrelangem kometenhaften Aufstieg nun angeschlagen wurde: Medien sprachen sogar vom
Absturz.

Auch die Gesundheits-Startup-Branche leidet, es gibt sogar schon erste Pleiten; drei Beispiele:
– Kurando (Apotheken-Schnelllieferant) – die Hülle der Webpräsenz: Kurando und die Meldung dazu.

winterkaelte

Es wird kalt …

– Kianava (ganzheitliche Telemedizin) in Liquidation; die Daten dazu.

Nicht nur den „kleinen“ geht die Luft aus. Auch öffentlichen Trägern steht das Wasser bis zum Hals, ein Bericht aus Bad Säckingen zeigt die ganze Dramatik.

Man muss kein Hellseher sein, um zu prophezeien, dass dies nicht die einzigen »Opfer« sein werden. Jeder hält sein Geld vorerst bei sich, und – um im Bild zu bleiben – zieht sich warm an.

SnomedCT et al. – Verwirrung

Schon mal was von „SnomedCT“ gehört? „Was bitte?“- werden die allermeisten, auch aus der Gesundheitsbranche, zurückfragen. Und auf den Tipp hin, das habe mit medizinischer Terminologie zu tun, erstaunt antworten: „Ja, der ICD sagt mir was, aber?“ Nun, etwas vereinfacht, der ICD als Diagnosekatalog verschlagwortet bzw. ordnet bekanntermaßen einzelne, man ahnt es, Diagnosen bestimmten Ziffern zu. So steht „K40.01“ für eine doppelseitige, rezidivierende Hernia inguinalis (vulgo Leistenbruch) mit Einklemmung und ohne Gangrän.
Diese „Wort-für-Wort“-Kodierung deckt allerdings nicht die Sinnzusammenhänge ab, z.B. in Arztbriefen; so kann „HWI“ gleichermaßen für einen Harnwegsinfekt oder ein Hinterwandinfarkt stehen. Einer automatischen Extrahierung bzw. Erkennung und Austauschbarkeit stehen solcherlei Stolpersteine natürlich im Wege – und genau diese Hürde zu nehmen ist das Ziel von SnomedCT (Systematisierte Nomenklatur der Medizin – Clinical Terms). Mehr Infos hier.

SnomedCT wird seit mehr als 15 Jahren international eingesetzt, der deutsche Sprachraum hinkt allerdings bisher deutlich hinterher. Ein Grund dafür mag auch ein für Außenstehende wenig verständlicher Rechtsstreit sein: Eine bereits vor fast 40(!) Jahren

Online geht was

Die Corona-Krise befeuert augenscheinlich die Digitalisierung. Home-Office allerorten, das Bezahlen mit EC-Kontaktkarte auch bei Kleinbeträgen und manch anderes klang in Deutschland noch vor einem Jahr wie Science-Ficton. Auch im Gesundheitsbereich breiten sich Online-Modelle immer mehr aus. Die AU per Telefon stellt nur eine eher untypische Facette dar, der Zug scheint in Richtung Online-Vollversorgung zu fahren. Dabei kommt es aber auch manchmal zu Startschwierigkeiten. Ein Beispiel mag die Posse um das ehemalige Start-Up teleclinic.de sein.
Das Unternehmen wurde 2020 vom nach eigenen Angaben europäischen Marktführer „Zur Rose“ (u. a. Mutter von DocMorris) für einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ übernommen. Der Kaufpreis scheint nicht das Problem, angeblich schwimmen die Schweizer in Geld: [Zur Rose:] Hammer-Zahlen. Geld regiert die WeltEs gab allerdings massiven Ärger um das Einlösen der Rezepte in „herkömmlichen“ Offline-Apotheken. Interessanterweise sucht man den Hinweis auf die Mutterfirma in der Selbstdarstellung der TeleClinic vergeblich – warum auch immer (ich habe jedenfalls nichts gefunden …)
Ohne knirschende Geräusche

Corona Fake Lösung

Meinungsfreiheit und wissenschaftliche Freiheit und Ungewissheit hin oder her: was teilweise in Sachen Corona im Internet verzapft wird, geht auf keine Kuhhaut mehr. Ist die „Lösung“ mal wieder jenseits des Atlantiks in den USA zu finden?

Corona Eclipse

Die Rgierungsbehörde „National Telecommunications and Information Administration“ (NTIA) möchte in Zusammenarbeit mit der Food and Drug Administration (FDA) Domain-Namen abschalten, die den ungeschützten Markt von Schmerzmitteln befeuern. Eine dreimonatige Test-Phase bindet den Registrar VeriSign ein, der die Domains auf ‚com‘ und ’net‘ verwaltet, sowie Public Interest Registry für ‚org‘. Die FDA übernimmt die Aufgabe des „trusted notifier“, der die genannten Organisationen auf (vermeintlich) rechtswidrige Angebote hinweist. Diese sind aufgefordert, eine inkriminierte Domain „freiwillig“ zu sperren oder „on hold“ zu stellen.

Eine gerichtliche Überprüfung findet ausdrücklich nicht

Geld ohne Ende

Da sage noch einer, im deutschen Gesundheitswesen fehle es am Geld. Während viele Patienten, Ärzte und Krankenhäuser das ungute und leider nicht selten berechtigte Gefühl haben, dass bei ihnen zu wenig ankommt, berichten einige Mitspieler von fließenden Geldquellen. Zwei aktuelle Beispiele: das Berlin-Münchnerische „Start-Up“ MEDICAL ONE www.medical-one.de erhält „genügend Mittel, das weitere Wachstum und die Internationalisierung in den nächsten Jahren zu finanzieren.“ Summen werden wie zumeist üblich nicht genannt, es wird allerdings über einen zweistelligen Millionenbetrag gemunkelt. Als Investoren sind bekannt: Earlybird und www.sts-ventures.de. Zeitgleich tritt mit Tim Nilsson ein neuer CEO an (hing das eine vom anderen ab? Da läßt sich viel spekulieren).

Kleingeld

Medical One betreibt eine Klinikinfrastruktur für plastische und ästhetische Chirurgie. Siehe auch unsere frühere Meldung dazu.

Genügend Kleingeld in der Kasse hat nun hoffentlich auch KRY, der nach eigenen Worten „europäische Marktführer im Bereich digitaler Arztbesuche“. Runde 140 Millionen Euro sollen die „ehrgeizigen Wachstumspläne in Europa beschleunigen“, Ziel sind „neue Märkte und Millionen weitere Patienten innerhalb des aufkommenden Megatrends“ (so der Marketingsprech).