Pharmaunternehmen bekommen von allen Seiten mediale Prügel, bei vielen Publikationen liegt das Pharma-Bashing im Trend. Da werden sicherlich manchmal Ameisen zu Elefanten aufgeblasen, doch in diesem Fall fasst man sich an den Kopf: Wie konnte das einem Big-Player passieren?
Der unstreitige Sachverhalt zusammengefasst, Einzelheiten im Spiegel der sich wiederum teilweise auf das „arznei-telegramm“ beruft: Bayer sandte an niedergelassene Praxen Muster eines neuen Medikamentes, das diese allerdings vorher nicht angefordert hatten, was nach den einschlägigen Vorschriften aber zwingende Voraussetzung wäre. Der „Trick“: die Musterpackung – lilafarben, wie der Spiegel berichtet – kam per Kurier in die Praxis, der sich zuerst eine Anforderung und dann sofort den Empfang quittieren ließ. Die Stellungnahme Bayers wird zitiert, es sei „an dem Vorgehen nichts auszusetzen“. Die „Freiwillige Selbstkontrolle Arzneimittelindustrie“ FSA sprach anfangs von einem Graubereich, kam aber schließlich zum gleichen Ergebnis.
Unabhängig davon, wie es nach dieser Meldung von Mitte April weitergeht oder ob das nun rechtmäßig ist oder nicht, stellen sich für den Beobachter einige Fragen. Haben Bayer (oder andere wie Pfizer, die laut obiger Quelle ebenso handeln) solche Methoden nötig? Wer segnet derlei Marketing-Maßnahmen ab, die sowohl in der Presse als auch bei der Zielgruppe Arzt (meiner Meinung nach) vorhersehbar mehr Schaden als Nutzen stiften? Und schließlich, waren externe Agenturen eingebunden oder werden es jetzt, um verlorenes Terrain gut zu machen?